Gerhart Frankl (1901-1965) – Aquarelle – Zeichnungen – Radierungen. Watercolours…

Gerhart Frankl (1901-1965) - Aquarelle - Zeichnungen - Radierungen. Watercolours

Österr. Kunst- und Architekturgeschichte Gerhart Frankl (1901-1965) – Aquarelle – Zeichnungen – Radierungen. Watercolours – Drawings – Etchings. Salzburg. Verlag Galerie Welz. 1990. 24 x27 cm. 111 Seiten, 150 z.Tl. farbige Abb. Frontispiz: Anton Kolig, Bildnis Gerhart Frankl – 1920. Kart. Gutes Ex.

Gerhart Frankl, Landschafts- und Stillebenmaler sowie Graphiker, Professor. Geboren am 12. Mai 1901 in Wien, gestorben am 24. Juni 1965 in Wien. Sein leidenschaftliches Temperament ließ den Künstler ein begonnenes Chemiestudium abbrechen und zur wesensverwandten Malerei des „Nötscher Kreises“ in Kärnten, insbesondere zu Anton Kolig überwechseln. Von 1920 bis 1921 studierte er dort während der Sommermonate, dann malte er in kühner Farbgebung und breiter, erregter Pinselschrift, Paraphrasen nach Pieter Brueghel und Abraham von Beyeren. Die Beschäftigung mit den Meisterwerken alter Kunst, auch im geistigen Sinn, blieb ihm ein Leben lang ein Bedürfnis. In Malerei und Zeichnung setzte er sich mit romanischen und gotischen Skulpturen (darunter Statuen des Meisters von Großlobming in der Österreichischen Galerie) auseinander. In den Jahren 1947/48 hielt er kunsttheoretische Vorlesungen für die Hörer der Wiener Universität. Die Vertiefung in die Meisterwerke der Vergangenheit führte zu außerordentlicher Kultiviertheit in der Malerei, ohne daß man Frankl einen Epigonen nennen könnte, auch blieb er niemals bei einmal Erreichtem stehen. Ein Vergleich etwa der Perchtoldsdorfer Landschaft aus dem Jahre 1924 und des Stillebens mit Tonpfeife aus dem Jahre 1928 zeigt die Weite des während dieser Zeit zurückgelegten Weges. Schon im Jahre 1930 publizierte Hans Tietze eine kleine Monographie über den Künstler, die einen Werkkatalog der bis dahin erschienenen Radierungen mit einschloß. In der Druckgraphik des Künstlers überwiegen, wie in seiner Malerei, Landschaft und Stilleben, aber in einigen Figurenszenen der Jahre 1930 und 1931 erhebt er Anklage gegen ungerechte Justiz und Militarismus. Im Jahre des Anschlusses an Deutschland 1938, mußte er emigrieren und kam nach England. Unbefriedigende Verhältnisse führten dazu, daß der Künstler längere Zeit fast überhaupt nicht malte, nur zeichnete. Erst nach Beendigung des Krieges entstand eine Reihe von Gemälden nach Motiven aus der Umgebung Londons. Im Jahre 1947 kam er nach Wien, in der Hoffnung, hier wieder Fuß fassen zu können. Während seines etwa eineinhalb Jahre dauernden Aufenthaltes war es der Blick vom Oberen Belvedere auf Wien, den er vor allem und in einer ganzen Reihe von Studien und Gemälden immer wieder gestaltete. Diese reichen von verhältnismäßig realistischen bis zu symbolhaltigen, konstruktivistisch bestimmten Lösungen. Von der zweiten, großen Fassung dieses „Blicks auf Wien“ mit der „schwarzen Sonne“ schrieb Fritz Novotny u. a. wie folgt: „Ein mit Elementen des Kubismus ausgiebig durchsetzter Konstruktivismus mit symbolischem Gehalt – das war etwas völlig Neues in seiner Malerei, und es trat mit beträchtlichem Aufwand und hohem Anspruch auf, was allein schon in dem monumentalen Format des Gemäldes zum Ausdruck kommt“. Seine Rückkehr nach London brachte eine neuerliche Änderung der Bildstruktur, zunächst in Richtung auf größere Labilität des Gefüges, dann zu kristallinen Gefügen von fast völliger Abstraktion. Am Ende seines Lebenswerkes steht ein Zyklus von 18 Gemälden unter dem Titel „In Memoriam“, fast alle nach in Zeitungen veröffentlichten Photographien aus Konzentrationslagern entstanden. Fritz Novotny schrieb hierüber u. a.: „Mit diesen Bildern vom Tode in einem weiteren Sinn, vom Tod in unserer Zeit, hat sich der Künstler eine besonders schwierige Aufgabe gestellt, das bedarf kaum einer Begründung. Mit der Darstellung des Todes, von Toten, kommt die bildende Kunst an eine unüberschreitbare Grenze von eigener Art. Kunst ist immer in irgendeiner Weise Umwandlung des Erlebten der Wirklichkeit.“ Und weiter: „Hinzu kam selbstverständlich noch die Anklage in der Darstellung der Häufung des Entsetzlichen, für das wir nur die hilflosen Worte vom „Unsagbaren“, Unsäglichen“ haben.“ Die Österreichische Galerie in Wien verwahrt von ihm die Gemälde „Stilleben mit Zitronen“ aus dem Jahre 1925, das Ölgemälde „Montmartre“ aus dem Jahre 1929, das Tempera und Ölgemälde „Blick auf Wien vom Belvedere aus (II)“ aus den Jahren 1947/48 und sein „Selbstbildnis“ aus der Zeit um 1953 sowie das Tempera- und Ölbild „Gasteinertal im Winter“ aus dem Jahre 1961. Das Historische Museum der Stadt Wien verwahrt sein „Porträt Dr. Benesch“ aus dem Jahre 1926. Er unternahm Studienreisen nach Südfrankreich, Paris, Nordafrika, Deutschland und Holland. Sonderausstellungen seiner Werke fanden in der Galerie Caspari in München 1928 und in der Neuen Galerie in Berlin im Jahre 1930 statt. Er erhielt im Jahre 1963 den Preis der Stadt Wien. Lit.: Fritz Novotny, Gerhart Frankl, Salzburg 1973
Heinrich Fuchs, Lexikon „Die österreichischen Maler″


EUR 38,--